Pädagogisches Konzept
Die pädagogische Arbeit orientiert sich an der Idee von Emmi Pikler, einer ungagrischen Kinderärztin (gest. 1984), deren Umgang mit dem Kind von Feinfühligkeit und Selbstwirksamkeit geprägt war.
Pikler-Pädagogik geht davon aus, dass jedes Kind seinen natürlichen Bauplan in sich trägt und Erwachsene braucht, welche die Signale des Kindes sehen, verstehen und diesen mit Empathie und feinem Gespür begegnen. Dazu gehört es, dem Kind viele Möglichkeiten zur natürlichen Bewegungserfahrung, zum Erleben der Natur aber auch dem selbstbestimmten und selbstwirksamen Spiel zu ermöglichen.
Nicht “Spielzeug” lässt ein Kind die Welt entdecken, sondern “Zeug zum Spielen” – gemeint sind damit Dinge aus der Erwachsenenwelt, die dem Kind zum Entdecken der Welt zur Verfügung stehen und es animieren, Dinge auszuprobieren. Ursache und Wirkung kann es auf diesem Weg ebenso erforschen, wie Erfolge und Misserfolge erleben. Ein Kind muss spüren können, dass es durch sein Tun Einfluss auf seine Umwelt hat und die Welt um sich herum selbstwirksam verändern kann. Motor für diese Lernerfahrung ist immer die Begeisterung des Kindes. Begeisterung entsteht durch Freiwilligkeit. Deshalb kann jedes Kind bei uns selbst entscheiden, für welche Lernerfahrung es gerade bereit ist und wo es sich ausprobieren möchte.
Der Umgang mit dem Kind ist in der Pikler-Pädagogik von besonderer Feinfühligkeit , Respekt und Wertschätzung geprägt. Der Erwachsene lässt dem Kind Zeit und die Freiheit, über Dinge, die es selbst betreffen, mit zu entscheiden. Er bezieht das Kind in die Alltags- und Pflegesituationen aktiv ein, begleitet jedes Tun sprachlich und erklärt dem Kind, was mit ihm geschieht. So erlebt das Kind eine Welt, in der es mit seinen Bedürfnissen liebevoll angenommen ist und ein Haus, das sich an seinen Bedürfnissen orientiert.

Konzeption Krippenhaus St. Benedikt
Eingewöhnung
Wie wir uns miteinander vertraut machen!
Ein Krippenkind zu werden ist ein großer Schritt in der Entwicklung Ihres Kindes, dem entsprechend viel Aufmerksamkeit zukommen muss. Krippenkind wird man nicht „von heute auf morgen“. Im Gegenteil! Ein Krippenkind zu werden ist ein Prozess in der Entwicklung Ihres Kindes, der gut vorbereitet werden muss und Zeit braucht – nicht nur für Ihr Kind, sondern auch für Sie, die Eltern, die Ihr Kind vielleicht erstmals in fremde Hände geben.
Deshalb haben wir uns ganz bewusst für einen sehr behutsamen Weg – den Weg des sogenannten „Münchner Eingewöhnungsmodels“ entschieden. Wir möchten Ihrem Kind und Ihnen ausreichend Zeit geben, mit allem vertraut zu werden, was zu einem Krippenalltag dazugehört. Mit den fremden Erwachsenen und den unbekannten Räumen ebenso wie mit den anderen Kindern und dem Tagesablauf.
Das „Vertraut werden“ mit uns und unserem Haus orientiert sich an einem Eingewöhnungsplan, in dem die Individualität Ihres Kindes Platz hat und berücksichtigt wird. Die spätere Bezugserzieherin ihres Kindes informiert Sie ausführlich über alle Schritte der Eingewöhnung, beantwortet Fragen und interessiert sich für die bisherige Entwicklung und die Gewohnheiten Ihres Kindes. Über einen Zeitraum von ca. vier Wochen kommen wir dem Ziel „Krippenkind zu sein“ immer näher. Dieser Zeitraum wird benötigt, bis Ihr Kind sich vertrauensvoll und auch über einen langen Zeitraum hinweg dem Spiel im Krippenhaus zuwenden kann und alle Angebote incl. Essen und Mittagsschlaf entspannt annimmt.
Eine langsame und behutsame Eingewöhnung Ihres Kindes in den Krippenalltag macht sich erst sehr viel später bezahlt – nämlich dann, wenn Ihr Kind weitere Übergänge in seinem Leben meistern muss. Dies kann der Übertritt in den Kindergarten oder auch erst als Jugendlicher der Übergang zu einer neuen Arbeitsstelle sein. Schon heute stellen wir die Weichen dafür, dass Ihrem Kind alle noch anstehenden Übergänge in seinem Leben gelingen und es sie mit positiven Erlebnissen verbindet. Eine sanfte Eingewöhnung in diese neue Lebensphase ist der richtige Weg, um später fröhlich und entspannt durch den Krippenalltag zu gehen.

Ein Tag in unserem Krippenhaus
Aus der Sicht des Erwachsenen:
7:15 Uhr – 9:00 Uhr Bringzeit – Ihr Kind kommt bei uns an.
9:00 Uhr – 11:30 Uhr Zeit zum Spielen in Haus oder Garten, für kleine Projekte und Angebote, zum Singen und Tanzen, Toben und Klettern und was sonst noch Spaß macht.
11:30 Uhr – 11:45 Uhr Morgenkreis – Wir begrüßen uns und den neuen Tag.
11:45 Uhr – 12:30 Uhr Mittagessen oder zweite Brotzeit.
12:30 Uhr – 15:00 Uhr Mittagsruhe – Individuell nach dem Bedarf Ihres Kindes.
15:00 Uhr Nachmittagssnack
15:30 Uhr -16:30 Uhr Freispielzeit
16:30 Uhr Wir gehen nach Hause.
Alle Zeiten sind natürlich individuell und nach den Bedürfnissen des Kindes gestaltet. Besonders bei den Pflege- und Schlafzeiten legen wir Wert darauf, diese Ihrem Kind anzupassen. Ein großer Teil unseres Tages steht Ihrem Kind als Spielzeit zur freien Verfügung. Kleine Unterbrechungen im Tagesverlauf geben Ihrem Kind Struktur und helfen ihm, den Tag zu überblicken, bis Mama und Papa zum Abholen kommen.
Sie möchten noch mehr über unseren Tag wissen? Dann lesen Sie hier weiter …
Aus der Sicht eines Kindes:
7:15 Uhr – 8:00 Uhr
Ich bin ein “Frühaufsteher” und komme immer ganz früh am morgen in die Krippe. Eine Erzieherin ist schon da und wartet auf mich. So kann Mama oder Papa entspannt zur Arbeit gehen und wissen, dass ich gut aufgehoben bin. Ich spiele mit allen anderen “Frühaufstehern” in einem Gruppenraum.
8:00 Uhr
Jetzt kommen nach und nach auch die anderen Kinder und Erwachsenen. Die “Großen” besprechen morgens immer erst kurz den Tag. Das ist ganz wichtig, falls von ihnen einmal jemand krank ist oder frei hat. Sie organisieren dann, wie der Tag verläuft, ohne dass uns Kindern etwas fehlt und wir immer gut versorgt sind.
8:30 Uhr
Ich merke, dass mein Bauch Hunger hat. Vielleicht kann ich schon essen? Ich zeige meiner Erzieherin auf meine eigene Art, dass ich hungrig bin. Wenn an unserem Kindercafé die grüne Fahne weht, dann ist schon ein Erwachsener da und ich kann gleich zum Essen gehen. Manchmal muss ich auch noch warten, oder meine Erzieherin geht mit. Als ich noch sehr klein und neu im Krippenhaus war, hat mich meine Erzieherin immer begleitet. Jetzt brauche ich das nicht mehr. Ich kann schon viele Dinge alleine.
Eine Tasche brauche ich für diese Brotzeit nicht. Die Erwachsenen haben das Frühstück schon vorbereitet und alles sieht ganz lecker aus. Es gibt viele gesunde Sachen und immer ist etwas dabei, was mir gut schmeckt. Mama muss sich keine Sorgen machen – die “Großen” achten darauf, dass alle Kinder eine Kleinigkeit essen und trinken. Als ich noch sehr klein war, hat Mama mir immer eine Milchflasche mitgegeben. Da durfte ich auf dem Schoss meiner Erzieherin sitzen und mein Fläschchen trinken – wie zu Hause bei Mama und Papa. Jetzt kann ich schon am Tisch sitzen und brauche keine Flasche mehr. Ich bin schon groß!
9:00 Uhr
Wenn ich möchte, darf ich jetzt im ganzen Haus spielen. Ich kann im Turnraum hüpfen oder klettern, in den Garten gehen, Puzzeln, mich in der Kuschelhöhle ausruhen, Bauen, Bilderbücher anschauen, im Flur Fahrzeuge fahren und noch viele andere Dinge.
Zwischendurch schaut meine Erzieherin nach, ob ich eine frische Windel brauche. Dann geht sie mir mir ins Badezimmer. In dieser Zeit, hat sie nur Zeit für mich. Das ist schön. Wenn ich wieder “frisch gemacht” bin, spiele ich gleich weiter.
Manchmal kommen die Erwachsenen mit einer Glocke und fragen uns Kinder, ob wir mit ihnen zusammen etwas machen möchten. Sie haben dann eine tolle Geschichte in einem “Geschichtensäckchen” dabei oder ein Bilderbuch. Aber auch zum Basteln oder Singen laden sie uns ein. Wenn ich Lust habe, mache ich mit. Manchmal möchte ich aber auch weiterspielen. Das darf ich selbst entscheiden. Spielen ist für uns Kinder sehr wichtig. Wir lernen da ganz viel, sagen die “Großen”.
Fast jeden Tag darf ich auch im Garten spielen. Das macht mir viel Spaß. Weil ich mich noch nicht alleine anziehen kann, bekomme ich Hilfe. Die “Großen” haben viel Geduld und freuen sich, wenn ich schon ein bisschen mithelfen kann. So lerne ich jeden Tag dazu und bald kann ich es bestimmt alleine.
10:45 Uhr
Mit einem kleinen Lied zeigen die Erwachsenen uns, dass es Zeit ist, sich zum Morgenkreis zu treffen. Das machen wir fast jeden Tag. Dann sause ich schnell in meine Gruppe und setze mich in den Kreis. Gleich geht es los! Ich muss nur noch warten, bis alle Kinder da sind. Bei den Kleinen dauert es manchmal etwas länger. Sie können noch nicht so schnell laufen wie ich. Aber ich habe schon gelernt, zu warten.
Im Morgenkreis begrüßen wir uns, singen schöne Lieder, machen Fingerspiele und danken dem lieben Gott für den Tag und dass es uns gibt.
11:15 Uhr
Jetzt warten alle Kinder schon ganz hungrig auf das Mittagessen. Manche Kinder haben aber auch eine Brotzeit dabei, weil Mama oder Papa am Abend selbst kochen. Ich bin ein “Warmesser”. Mama schreibt immer in eine Liste im Windfang, ob ich warmes Mittagessen bekommen soll. Ob es mir geschmeckt hat, kann sie dann in der Küche nachschauen. Da schreiben die Erwachsenen immer auf, ob ich das Essen lecker fand. Alle “Warmesser” dürfen in der Küche essen. Die “Kaltesser” holen ihre Tasche. Sie haben eine kleine Brotzeit dabei, die von Mama oder Papa eingepackt wurde. Damit treffen sie sich in einer Gruppe, um dort gemeinsam zu essen.
11:45 Uhr
Gääähn – ich bin schon ganz müde. weil ich heute schon so viel gespielt und gelernt habe. Gut, dass ich gleich für ein kleines Mittagsschläfchen ins Bett kann. Ich habe mein eigenes Bett und mein Kuscheltier wartet dort schon auf mich. Aber bevor ich schlafe, werde ich nochmal gewickelt, wenn ich es brauche. Dann ziehe ich noch alle unbequemen Kleider aus und schlüpfe schnell unter die Zudecke. Das ist kuschelig. Es dauert gar nicht lange, da bin ich schon eingeschlafen.
Natürlich bekommt jedes Kind das, was es zum Einschlafen braucht. Manche brauchen einen Schnuller oder eine Milchflasche. Es ist ganz verschieden. Aber das macht nichts. Die Erwachsenen richten sich danach, wie Mama und Papa es mir zu Hause gelernt haben. So machen sie es auch in der Krippe. Mein Bett ist in der Krippe kein Gitterbett. Nur als ich noch nicht laufen konnte, war ich in einem Gitterbett. Seit ich laufen kann, darf ich in einem anderen Bett schlafen. Das sieht aus wie ein kleiner Hundekorb und ist sehr gemütlich. Wenn ich ausgeschlafen habe, darf ich aufstehen. Meistens hören die Großen mich aber vorher, weil sie immer ein Babyphon dabei haben, wenn wir Kinder schlafen. Dann kommen sie schnell, wenn sie ein Geräusch hören und kümmern sich um mich.
Manche Kinder schlafen nicht, weil sie schon so groß sind und gar nicht mehr Mittags schlafen möchten. Oder weil sie Mittags schon abgeholt werden. Sie spielen dann in einem Zimmer alle zusammen.
12:30 Uhr – 15:00 Uhr
Viele Kinder und auch unsere Erzieherinnen sind jetzt schon zu Hause. Ich schlafe mich aber noch richtig aus. Wenn ich aufgewacht bin, dann kuschle ich manchmal erst mit den Großen, bevor sie mich wickeln und anziehen. Danach habe ich noch viel Zeit zum Spielen.
15:00 Uhr
Mit meinen Freunden darf ich jetzt alles aufessen, was von unserem Frühstück noch übrig ist. Manchmal reicht es nicht, dann machen die Großen uns Kindern eine neue kleine Zwischenmahlzeit. Wenn wir aufgegessen haben, gehen wir spielen – im Haus oder im Garten. Die Erwachsenen richten sich danach, was wir Kinder möchten. Sie haben viel Zeit für uns.
16:15 Uhr
Gleich kommt meine Mama oder mein Papa. Sie holen mich ab und ich gehe mit ihnen nach Hause. Dann wird die Türe vom Krippenhaus zugeschlossen und erst am nächsten Morgen geht es wieder neu los.
Tschüss – bis morgen!


